Ein Beitrag von Wolfgang Bartels von der Allgemeinen Zeitung (Rhein-Main-Presse) am 13.09.2016:
BIO-WEINGUT – Peter Gänz zu den Schwierigkeiten, bei starken Regenfällen den Falschen Mehltau zu bekämpfen
HACKENHEIM – „Es war ein schwieriges Jahr“, sagt Peter Gänz und macht eine kleine Pause beim Säubern der Weintanks, die er ernteklar macht. Draußen in den Weinbergen sind die roten Regent-Trauben schon so reif, dass sie zuckersüß schmecken. Doch bis zum Beginn der Lese will sich der Hackenheimer Bio-Winzer noch ein wenig Zeit lassen. Er schätzt, dass es rund um den 20. September losgehen wird – wenn das sonnige Wetter anhält.
Auch 2016 könnten wieder Spitzenweine gelingen
Noch hat Gänz Muße, sich über die höchste Auszeichnung zu freuen, die das Bio-Weingut Gänz jemals ergattert hat: den Sonderpreis des Deutschen Weininstituts für den besten Sauvignon Blanc (AZ berichtete). Ende August durfte Gänz in Mainz die Ehrenurkunde aus der Hand der Deutschen Weinkönigin Josefine Schlumberger entgegennehmen. Er erzählt, wie es war: „Hundert bereits ausgezeichnete Spitzenweine wurden nach dem K.o.-System in einer Blindverkostung getestet. Und dann der Beste von den Besten zu werden – das macht uns schon mächtig stolz.“
Gänz ist ganz zuversichtlich, dass ihm auch in diesem Jahr wieder Spitzenweine gelingen – obwohl er im Frühjahr schon manchmal verzweifeln wollte: „Bis Anfang Juli hatten wir fast jeden Tag jede Menge Regen – und es sah gar nicht gut aus. Das waren ideale Bedingungen für den Falschen Mehltau, der die Trauben zerstört. Dann mussten wir dauernd mit dem Pflanzenschutz hinterher.“
Pflanzenschutz? Der sieht bei einem Bio-Winzer völlig anders aus als bei einem konventionellen Betrieb. Die chemische Keule darf nicht ausgepackt werden. „Wir arbeiten mit Netz-Schwefel, Backpulver, Kokos-Seife, Orangen-Öl und in geringen Mengen auch Kupfer.“ Es gab allerdings ein Problem: Diese Mittel haften nur an der Oberseite des Blattes. Der nächste Regenguss spült sie wieder ab. „Das heißt: Wir müssen immer hinterher sein. Nach dem Regen müssen wir wieder spritzen – bis zum nächsten Regenguss. Das war schon eine Herausforderung. Doch im Großen und Ganzen haben wir es geschafft.“ Auch die berüchtigte Kirschessigfliege macht Gänz im Moment keine Probleme, solange es so trocken bleibt.
Auf das nasse Frühjahr folgte der trockene, heiße Sommer: „Da hat uns das Wetter wieder gut zugearbeitet. Und mit dem sonnigen Spätsommer sind wir sehr zufrieden. Der bringt jeden Tag ein bisschen mehr Zucker in die Trauben. Und es mag sich merkwürdig anhören: Nachdem es im Frühjahr so nass war, leiden jetzt einige Standorte sogar schon wieder an der Trockenheit. So schnell kann sich das ändern.“
Mengenmäßig wird Ernte eher durchschnittlich sein
Über die Weinqualität des neuen Jahrgangs kann Gänz noch nichts sagen: „Dazu muss der Wein erst einmal im Fass sein.“ Die Menge kann er aber schon einschätzen. „Mengenmäßig wird es eine eher durchschnittliche Ernte. Dauerregen könnten wir jetzt nicht mehr gebrauchen. Je nach Wetter werden wir bis Mitte/Ende Oktober mit der Lese zu tun haben.“
Um die insgesamt elf Hektar des Weinguts zu schaffen, wird nicht nur per Hand vorgelesen, sondern es kommt auch der kleine gutseigene Vollernter zum Einsatz – „je nachdem, was für die jeweiligen Trauben am besten ist.“ Und der Hackenheimer Bio-Winzer hofft, sich auch im nächsten Jahr dem Wettbewerb um die besten Weine stellen zu können.
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